Ralf Baecker : The Paradox of Knowing Universals
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\”Erste institutionelle Einzelausstellung von Ralf Baecker
Eröffnung: 12.05.2016, 19:00 Uhr
Geöffnet: 13.05. – 03.07.2016
Mi – So von 11 – 18 Uhr
Im Programm des Kasseler Kunstvereines bildet die Auseinandersetzung mit Phänomenen unserer „digitalen Kultur“ – d.h. dem Wandel unserer Gesellschaft, der durch die Digitalisierung hervorgerufen wird – einen essentiellen Themenschwerpunkt. So fragen etwa der Künstler Aram Bartholl in der Ausstellung “Hello World!” oder die Gruppe UBERMOGEN.COM in der Ausstellung “No Limit” nach den politischen und psychologischen Auswirkungen der Entwicklung des Internets. Auch Ralf Baecker ist thematisch in dieser Reihe von Ausstellungen verortet und erforscht mit seinen sogenannten „poetischen Maschinen“ die Materialkultur des Digitalen.
Die abstrakten Vorgänge im Inneren eines Siliziumchips zum Beispiel transferiert Ralf Baecker in mechanische Rechenapparaturen. Seine Maschinen verräumlichen mit Elektromotoren und Holzhebeln, was im Computer zwischen Null und Eins passiert: die Komplexität der digitalen Welt wird Ausschnitthaft in fragile, dreidimensionale Konstruktionen übersetzt. Baecker erarbeitet anschauliche Modelle, die einzigartige Einblicke in das Wesen des Digitalen bieten, Automaten in permanenter Aktion, die mit minimalen Bewegungen neue Formen und Töne generieren.
Mit seinen Arbeiten löst Baecker Spekulationen über die Wahrnehmung digitaler Prozesse und Zustände aus. Etwa wenn in der Installation „NOWHERE“ der Verlauf von Internet-Suchanfragen in Hartschaum gefräst wird und daraus ein Landschaftsrelief mit Bergen und Schluchten entsteht. Wie real erscheint uns die Masse derSuchanfragen, die in jeder Sekunde über einen Server laufen? Und auf welche Vorstellung von Realität referiert dabei die Verkörperung der Daten im Model?
Auf der Suche nach der Materialität des Digitalen installiert Baecker in der Arbeit „CRYSTAL SET“ auf einem Kristall aus Siliciumcarbid Elektroden, die Teile des Kristalls aufleuchten lassen. Silizium ist das Rohmaterial aller digitalen Geräte, es wird mit diesem verblüffend einfachen Konzept in seiner natürlichen Form sichtbar und seine Bedeutung für digitale Rechenvorgängeanschaulich.
Baeckers Arbeiten legen die komplexen Mechanismen und Prinzipien hinter der Informationstechnologie offen. Sie zielen auf das Wesen rechnender Maschinen: sowohl auf deren inhärente Logik als auch auf ihre Materialität. Immer wieder verweist Baecker auf die historische Entwicklung der (Computer-)Technologie und eröffnet auf diese Weise eine geschichtsbewußte Perspektive auf die fortschreitende Digitalisierung.
Der Kasseler Kunstverein bietet Ralf Baecker erstmals die Chance, mehrere seiner außergewöhnlich komplexen und aufwendigen Arbeiten im Kontext auszustellen. Projekte aus den Jahren 2007-2015 sowie die neue Arbeit “Interface I” werden in der Ausstellung “The Paradox of Knowing Universals” mit einem Laborraum kombiniert, der den Entstehungsprozeß der Arbeiten zeigt. Das Labor bildet zugleich die Plattform für ein umfangreiches Programm mit Workshops, Vorträgen und Performances, welches die Ausstellung mit Praxis-Projekten und theoretischem Diskurs ergänzt.\”