Buchrezension: Fotografie-Kurs Portrait
Eines der für mich teuersten Bücher, die ich selbst Dank Rezensionsexemplar von Addison-Wesley nicht bezahlen musste, ist „Der Fotografie-Kurs Porträt“ von Mark Jenkinson. Der lektions-und übungsbasierte Grundlagenkurs wartete auf meine Anwendung, bis die Nikon D3200 auf dem Markt erschienen ist. Mir lag am Herzen, das Buch zu testen und zu prüfen und nicht nur theoretisch durchzulesen.
Es handelt sich deshalb um ein Grundlagenbuch, weil es mit der Definition von Porträts und einer kurzen geschichtlichen Einführung beginnt und nach einem Kapitel über Fotoausrüstung tief in Themen der Beleuchtung, Komposition, Kontext & Location, Computerbearbeitung und Studiofotografie weiterleitet. Beendet wird mit äußerst lesenswerten Interviews und Portfolioauszügen von Profifotografen aus verschiedenen Arbeitsbereichen, die ich sehr genossen und viel gelernt habe. Im Vergleich zu anderen Fotobüchern, die ich besitze, sehe ich in dieser Abrundung die Stärke des Buches. Die Tipps und Empfehlungen der jeweiligen Fotografen sind sehr speziell und persönlich und haben nicht den Anspruch einer allgemeinen Lehrmeinung, sondern beruhen auf langjährigen subjektiven Vorlieben und Erfahrungen.
Technisch habe ich am meisten aus den Kapitel rund um Beleuchtung (natürliches Licht, Blitz, Schatten, Lichtstärke) gelernt. Sehr hilfreich dabei waren die zahlreichen Fotos mit gleichem Motiv und variierenden Beleuchtungswinkeln und -techniken. Solche Kapitel fehlen zwar in keinem guten Fotobuch, aber der Porträtkurs von Addison- Wesley versteht es besonders eindrucksvoll zu erklären, wie sich die Wirkung der fotografierten Person auf den Betrachter verändert. Neben den anschaulichen Beispielen kommen theoretische Grundlagen, leicht erklärt, und einfache Übungen nicht zu kurz. Jedes Kapitel ist mit Übungen angereichert und ich sehe genau dort die Chance und Gefahr des Buches: Die Übungen könnten unter Umständen so einfach wirken, dass man sie übersieht und nicht durchführt und dann nicht genügend Lernerfahrung aus dem Kurs rausziehen kann. Mich persönlich bewegte eine Übung am meisten, die mich noch lange beschäftigen wird: Wie sieht Dein eigener Stil und visuelle Identität aus? Notiere fünf wichtige Kriterien Deiner besonders guten Fotos und halte sie so fest, dass Du jeden Tag dran erinnert wirst. Schreibe jeden Monat fünf weitere Kriterien auf.
Ich kann diesen Porträt-Kurs uneingeschränkt jedem ambitionierten Amateur-Fotograf empfehlen und halte das Buch für besonders gut, weil ich an mir beobachtet habe, wie ich auch nach Beenden der Lektüre immer wieder mal das Buch aus dem Schrank geholt und nachgelesen habe.
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